Herzbergschule Roth / Gelnhausen

Schulgeschichte

Schulgeschichte der Herzbergschule Roth

 

Die Legende ist der Festschrift (Autor Herr Friedrich Martin; ehemaliger Schulleiter) zum 75-jährigen Bestehen der Herzbergschule entnommen:

 „…Das Gericht Gründau mit den Gemeinden Gettenbach, Lieblos, Mittel-Gründau, Roth und Rothenbergen war eine Verwaltungseinheit der Ysenburgischen Territorialherrschaft. Die entsprechende kirchliche Verwaltungseinheit war das „Kirchspiel ´Auf dem Berg`“ mit der Vorgängerin der jetzigen, 1838 gebauten Kirche, einem Glöcknerhaus wohl aus dem Beginn des 16. Jh. und einem Pfarrgehöft. Die Kirche `auf dem Berg` war die erste Schule des Gerichts Gründau und die Keimzelle für die Schulen in den Gerichtsdörfern.

 Lehrer waren zunächst die Pfarrer. Sie unterrichteten sonntags nach dem Gottesdienst in der Kirche Junge und Alte, Kinder und Erwachsene in Religion. Strafen für die Unwissenheit waren in den Hauptstücken des reformierten Bekenntnisses waren die Verweigerung der kirchlichen Trauung, der Patenschaft und des Abendmahls. Wiederholtes Fehlen im Unterricht konnte mit empfindlichen Geldstrafen belegt werden. Trotz geringer Bevölkerungsdichte waren es aus den fünf Orten doch so viele Schüler, dass eine „Teilung“ vorgenommen wurde. Die Kinder wurden dem Glöckner zugeteilt. Er musste nach den Anweisungen des Pfarrers unterrichten, und zwar den Heidelberger Katechismus und Psalmen und Lieder für den jeweils nächsten Gottesdienst. Er unterrichtete im Obergeschoss des Glöcknerhauses. Unterrichtstage in der Woche kamen im Lauf der Zeit hinzu. Der so genannte Glöcknerschulmeister war zunächst Glöckner und Küster, dann Lehrer und vor allem auch Bauer, da seine Besoldung außerordentlich ärmlich war, zumal der Teil, der von den Eltern der schulpflichtigen Kinder zu entrichten war, ihm sehr oft vorenthalten wurde. Zwar standen die Strafandrohungen der weltlichen Herrschaft hinter der Forderung der Kirchenordnung nach einem regelmäßigen Schulbesuch vom sechsten Lebensjahr an. Für diese Kinder war ja dann auch Schulgeld zu bezahlen, gleich ob sie die Schule besuchten oder nicht. In Wirklichkeit bleib der Schulbesuch aber unregelmäßig und hat wohl bis nach dem Dreißigjährigen Krieg nur im Winter stattgefunden, weil die Eltern ihre Kinder jeden Alters in den anderen Jahreszeiten zum Erwerb des Lebensunterhaltes brauchten. Einkünfte in Geld zur Bezahlung des Schulgeldes und der nötigen Bücher gab es kaum und es ist deshalb verständlich, dass sich die Eltern der Zahlung zu entziehen suchten, zumal sie der Meinung waren, dass die Kinder das, was sie in ihrem späteren Leben brauchten, im täglichen Umgang in Haus, Hof und Feld sich aneignen könnten. Auch der weite Weg in unzureichender Kleidung war ein Grund zur Klage. Wer heute über 60 Jahre alt ist, erinnert sich noch an den sonntäglichen Fußmarsche zur `Kirche auf dem Berg` und an die Konfirmandenstunden im Kirchsaal unter dem Pfarrhaus.

Die in der Kirchenordnung verankerte Forderung nach regelmäßigem Schulbesuch mit der Strafandrohung durch die Landesherrschaft wurde erst am 31.8.1730 durch eine Schulordnung der Landesherrschaft ersetzt, so dass man erst jetzt von einer rechtlichen Schulpflicht sprechen kann, die aber tatsächlich schon bestand. Von nun an war der Schulbesuch auch im Sommer Pflicht. Die Schulaufsicht blieb aber bis zum Ende des Ersten Weltkrieges in der Kompetenz der Kirche.

Nach dem Dreißigjährigen Krieg wuchs die Bevölkerung wieder an und die Schülerzahl in der Kirchspielschule `Auf dem Berg` wuchs auf 100, die von einem Lehrer zu unterrichten waren. Nun konnte sich auch die Landesherrschaft den Wünschen des Pfarrers und des Lehrers nicht mehr verschließen, einen weiteren Lehrer einzustellen. Die Dörfer Roth und Lieblos, die die meisten Kinder hatten, erhielten in Lieblos eine eigene Schule im Jahre 1685. Das entsprach natürlich auch dem Wunsch der Eltern. Ihren Kindern wurde der zeitraubende weite Weg erspart. Sie konnten länger zu Hause helfen.

In welchem Jahr Roth zu einer eigenen Schule kam, ist nicht genau bekannt. 1730 erhielten Rothenberger und Mittel-Gründau eigene erstklassige Schulen. Vermutlich wurde um diese Zeit auch in Roth eine eigene Schule eingerichtet. In dem Weinleseregister von 1765 ist jedenfalls ein Schulmeister Pauli mit einer Ernte von zwei Eimern, in dem von 1766 mit einer Ernte von vier Eimern verzeichnet. Aus alten Verträgen, die noch vorhanden sind, ergibt sich, dass um 1840 ein Lehrer Michel und ein Lehrer Weber unterrichtet haben müssen. Lehrer Michel bietet um 1842 seine Liegenschaft zum Verkauf an. Von Lehrer Weber ist nur der Name im Zusammenhang mit dem Erwerb eines Grundstücks überliefert. Der am 27. Juli 1960 verstorbene ehemalige Hauptlehrer Elgen wusste noch folgende Namen zu nennen: Die Lehrer Ritter, Erb und Jung müssen von 1890 in Roth unterrichtet haben. Lehrer Ritter starb 1890 im Alter von 26 Jahren. Ein Lehrer Vogel ist um 1891 hier gewesen. Zwischen 1891 und 1901 war Lehrer Seib neben dem Lehrer Falk an der zweiklassigen Roth. Falk war Junggeselle und wohnte in der Gastwirtschaft „Zur Post“. Als ein großes Verdienst wurde immer herausgestellt, dass er abends durchs das Dorf ging und alle Kinder mehr oder weniger handgreiflich nach Hause schickte. Ein Protokollbuch weist ihn als Schiedsmann in den vielen kleinen Beleidigungsklagen aus, die in einem Dorf nicht zu vermeiden sind. Wenn die Angaben stimmen, müsste Falk also von 1875 - 1917 in Roth unterrichtet haben. Er starb im Alter von 60 Jahren nach einer außergewöhnlich langen Dienstzeit von 42 Jahren. Neben ihm war seit 1901 zweiter Lehrer Emil Elgen. Nach dem Tode Falks wurde er Leiter der Schule als erster Lehrer.

1920 wurde die Schule dreiklassig und Lehrer Elgen wurde Hauptlehrer. Er ging im April 1945 in den Ruhestand. Die Leitung der Schule übernahm von ihm Lehrer Adolf Werner, der seit November 1917 in Roth die Unter- und Mittelklasse unterrichtete. Er wurde Hauptlehrer 1951. Am 28. Oktober 1954 schied er aus dem Leben. Ab 1920 unterrichtete als dritter Lehrer August Hebler in Roth. Er wurde 1925 versetzt. An seine Stelle trat der Lehrer der beiden ersten Schuljahre Heinrich Roß, der aber nur ein Jahr hier wirkte. Er lebte vor einigen Jahren noch in der Schwalm. Im folgte 1926 Heinrich Fischer, der 1952 als Lehrer für Biologie an die Kreisrealschule ging. Er war also 26 Jahre lang Lehrer des ersten und zweiten Schuljahres. Auch die so genannte Morgenschule, die Klassen 3, 4 und 5 wurden immer von demselben Lehrer unterrichtet, die Klassen 6, 7 und 8 von dem Hauptlehrer. Das blieb so bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges.

Die verhältnismäßig ruhige Zeit mit langen Dienstzeiten der Lehrer an einem Ort wurde nach dem Krieg durch einen ständigen Wechsle der Lehrkräfte abgelöst, so dass nur die Namen Herr Eschenbach, Herr Ditzel, Frl. Stache, Frl. Ringel, Frl. Wienkopp, Frau Zachau und Herr Lochmüller genannt werden können. Längere Zeit unterrichtete Herr Albert Herborn in Roth, nämlich von 1946 - 1956. Am 1. August 1956 wurde er als Rektor nach Großkrotzenburg im Kreis Hanau versetzt. Frl. Jagi kam 1953 und trat nach ihrem 40-jährigen Dienstjubiläum im Oktober 1956 im Jahre 1961 in den Ruhestand. Die Stelle von Herrn Herborn übernahm am 1.8.1956 Herr Gustav Wiese aus dem Sudentenland. Er war zunächst Lehrer in der damaligen Ostzone und dann ein halbes Jahr in Wachenbuchen. Seine Frau Ingeborg Wiese war zu der Zeit schon als Lehrerin für Handarbeit, Hauswirtschaft und Mädchensport an unserer Schule. Frau Annemarie Heckel trat hier am 1.4.1956 ihre erste Stelle nach ihrer Ausbildung am pädagogischen Institut in Jugenheim an. Mit der Einrichtung der 5. Stelle am 1.6.1956 kam Frau Ambros nach Roth. Ende August 1957 wurde Frl. Hanna Noßmann der Schule zugewiesen. Herr Rolf Jahn kam 1962 aus der DDR und wurde 1976 an die Philipp-Reis-Schule in Gelnhausen versetzt. Längere Zeit unterrichtete auch Herr Werner Kaul hier in Roth, und zwar von Ostern 1962 bis 31.7.1971. Für kürzere Zeit waren an der Grund- und Hauptschule in Roth auch noch Horst Schellhorn, Anton und Brigitte Zwick, Angelika Engel, Astrid Heckl. Die Leitung der Schule übernahm nach meinem Weggang am 1.4.1966 Adolf Wildner am 1.6.1967. seit dem 1.8.1976 sind die Klassen 5-9 an der Philipp-Reis-Schule in Gelnhausen. Die Schule ist nun Grundschule mit Herrn Wildner als Schulleiter, dem Lehrer Heinz Noack (Schulleiter bis 2006) und den Lehrerinnen Hanna Noßmann und Anke Tausendfreund.

Schon 1765 - das genaue Datum ist nicht zu ermitteln- diente als Schulhaus das Haus Unterstraße 1, das Eckhaus zwischen Brunnenstraße und Unterstraße gegenüber dem Backhaus. 1838 wurde ein neues Schulhaus gegenüber dem alten gebaut. Es hatte zwei Unterrichtsräume im Obergeschoss. Die Wohnung des Ersten Lehrers war im Erdgeschoss der neuen Schule. Die alte Schule Unterstraße 1 wurde danach im Erdgeschoss als Rathaus und im Obergeschoss als Lehrerwohnung für den zweiten Lehrer genutzt. 1912 war die jetzige Schule nach einer Bauzeit von einem Jahr fertig. Sie wurde mit den damals modernsten Möbeln eingerichtet, mit Klapptischen wie für die Ewigkeit gemacht. Sie war für die damalige Zeit recht modern mit drei Unterrichtsräumen, einem Rathaussaal und einem kleinen Raum für den Bürgermeister. Die Restschulden für den Bau wurden 1923 durch die Inflation bezahlt. Die 1838 gebaute Schule wurde nun Lehrerwohnung. Sie war aber feucht. Die Gemeinde baute deshalb 1927 ein Lehrerwohnhaus für 32.000 RM, wovon auf die Gemeinde 21.300 RM entfielen. Die Auslosung einer Kriegsanleihe ermöglichte 1926 den Einbau einer Zentraldampfheizung für 3.000 RM. Damit entfiel für uns Schüler aber auch die Möglichkeit zum Wurstbraten. Wer nämlich zu Hause einen Groschen ergattern konnte, der lief in der Pause schnell zur Metzgerei Werner und kaufte einen Wurstschnippel zu seinem trockenen Brot. Den steckte er in derselben Pause noch an den langen Schürhaken und hielt ihn ins Ofenfeuer. Oft blieb dann nur noch das trockene Brot übrig, da die Wurst ins Feuer gefallen war. Die großen Pausen waren ja auch etwas länger, weil die Lehrer länger, als es die Pausen eigentlich gestatteten, im Hof auf- und abgingen, bis der Hauptlehrer durch lautes Händeklatschen die Pause für beendet erklärte. Ehe die Lehrer dann die Klasse betraten, blieb immer noch Zeit genug, die in der Pause begonnen Auseinandersetzungen unter lautstarkem Zuspruche der Klassenkameraden bis zum Sieg oder zur Niederlage fortzusetzen. Da nichts so beständig ist, wie der Wechsel der Empfindungen, keimte im Unterlegenen während des Lehrervortrages über den Zusammenfluss von Werra und Fulda das Bedürfnis nach Rache. Genug Gelegenheit dazu fand sich auch den Heimweg. Die auf der Schiefertafel mit dem Reimen zusammengehaltenen Bücher - Schulranzen oder Taschen gab es nicht - wurden auf die Schulmauer gelegt und der Streit buchstäblich vom Zaun gebrochen und so lange fortgesetzt, bis eine Entscheidung gefallen war. Unter der Verfolgung durch die Sieger suchten die Unterlegenen auf Umwegen ihr schützendes Hoftor zu erreichen und von dorther wenigstens verbal ihr sehr lädiertes Ansehen noch etwas aufzubessern. Die Lehrer nahmen von solchen Schlägereien auf dem Heimweg kaum Notiz. Sie machten einen Bogen um die Balgenden und wenn nötig, stiegen sie einfach darüber hinweg.

Dramatisch konnte die Sache werden, wenn man zu Hause beichten musste, dass die Schiefertafel zu Bruch gegangen war. Sie kostete zwei Mark und das war viel Geld; Grund genug zum Ärger für den Vater, der abreagiert werden musste. Ganz gleich, ob der Sprössling als Sieger oder Verlierer nach Hause gekommen war, hier stand der Sieger fest. Ja, die Sitten waren rauer, die Straßen schmutziger und wir auch. Unsere Umwelt war einfacher, unsere Bedürfnisse geringer. Uns störte nicht der Geruch des geölten Dielenfußbodens in den Klassen, nicht das dürftige Licht von zwei Kugellampen an den Decken zur Erhellung des Klassenraums, nicht die Tatsache, dass wir Reck und Barren zu jeder Turnstunde aus dem Flur auf den Hof tragen und hinterher wieder zurückbringen mussten, dass wir unseren Durst nicht mit Eis, Fruchtsäften, Milch, Kakao und was dergleichen Sachen heute sind, ohne die keine Kind mehr auskommen kann, löschen konnten, sondern die bestimmt nicht saubere Hand unter das Tröppelbörnchen außerhalb des Schulhofs hielten, um daraus zu trinken. Einen herzlichen Dank an den Lehrer Adolf Werner - er hört es nicht mehr - gleichwohl einen herzlichen Dank an ihn, dass er den Mut hatte, mit uns zum Schwimmen an das Badeplätzchen an der Kinzig zu gehen, um uns im schwimmen zu unterrichten. Wer würde das heut noch wagen? Schwimmen lernt man heute im Privatunterricht, im Schwimmbad oder im Hallenbad. Dorthin fährt die Klasse mit dem Bus. Sport wird in Hallen betrieben mit vielerlei Zubehör. Die Klassen sind hell erleuchtet, die Fußböden sauber und leicht zu reinigen. Man sitzt auf Stühlen an beweglichen Tischen. Die Schule ist von außen die alte geblieben, mit neuem Kleid zwar und neuem Dach. Doch sie ist die Schule aus dem Jahr 1911/12. Und ihre Aufgabe ist immer noch dieselbe, nämlich die Schüler für das ihnen jeweils blühende oder auch drohende Leben zu erziehen. Die Inhalte ändern sich, so wie sich das Leben ändert. Die Kinder besuchen die Schule mit größeren Erwartungen, denn ihr Leben kann vielfältiger verlaufen als das unsere. Ihre Hoffnungen für ein Leben in Sicherheit und Geborgenheit ohne Krieg, ohne Kampf und ohne Tod vor der Zeit sind wie die unseren. Es gibt kein Leben ohne Angst, unsere Welt ist kein Paradies und auch jedes Paradies hat seine Schlange. Was wir auch tadeln mögen mit Recht oder zu Unrecht an Handlungen von Menschen in den Jahren nach dem Krieg, so müssen wir doch anerkennen, dass es relativ selten eine Zeit von solchem Wohlstand und zumindest für uns von relativer Sicherheit gegeben hat wie in den letzten 40 Jahren. Wir wollen gemeinsam hoffen und mit unseren Kräften dazu beitragen, dass man in 40 Jahren und auch in 75 Jahren die gleiche Feststellung treffen kann….“

Im Februar 2007 wurde Frau Blättner mit der Schulleitung der Herzbergschule Roth beauftragt.

Im Zuge der Umorganisation der Herzbergschule Roth zu einer ganztägig arbeitenden Schule wurden folgende Projekte in Angriff genommen:

  • Der Betreuungsverein Herzbergzwerge e.V. hat in den Räumen der Schule seine Arbeit aufgenommen und kooperiert bei der Umsetzung des Ganztagsschulprogramms;
  • Es werden vorschulische Fördermaßnahmen in Kooperation mit dem örtlichen Kindergarten angeboten;
  • Bestehende Projekte (Schülerbücherei; NaWi-Raum, Medienraum; Musikraum; Ernährung & Bewegung) werden ausgebaut und intensiviert;

Die Umsetzung der Kernidee: „Nur eine schöne Schule ist eine gute Schule“ (Hilbert Meyer) wird zentraler Bestandteil der Arbeit in den nächsten Jahren sein.

 

 

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